Die volle Dramatik der Angebotslücke am Wohnungsmarkt werde erst in etwa zwei Jahren offenbar, sagt Reiner Braun, Chef des Immobilien-Analyseunternehmens Empirica, in einem Interview mit dem Nachrichtenportal ntv.de. Dann seien die meisten derzeit laufenden Entwicklungsprojekte fertiggestellt, und der aktuelle Einbruch bei den Baubeginnen komme am Markt an. Selbst für Gutverdiener werde es dann am Wohnungsmarkt schwer.

Die Zinswende sieht Braun nicht als eigentliche Ursache der Misere. Die Niedrigzinsen hätten nur jahrelang überdeckt, dass die Kommunen zu wenig Bauland auswiesen und der Gesetzgeber mit immer schärferen Vorschriften das Bauen „extrem verteuert“ habe.

Kommentar von Frank Wojtalewicz

Ich stimme Herrn Braun zu, dass nicht die Finanzierungskosten für den Wohnungsmangel ursächlich sind, sondern die Steine, die Gesetzgeber und Behörden den Bauwilligen in den Weg legen. Drei bis vier Prozent Zinsen sind im langfristigen Vergleich nicht wirklich viel. Wenn jetzt kaum jemand noch bauen will, dann deshalb, weil die Bürokratiekosten in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen sind. Bauen wird in Deutschland erst wieder interessanter, wenn im Augiasstall der überflüssigen oder überzogenen Vorschriften aufgeräumt wird. Das ist allerdings eine Herkulesaufgabe, vor der die Regierungen bisher zurückgeschreckt sind.

CEO
d.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG