Im Rahmen einer Studie der Ratingagentur Scope zu den Auswirkungen von Preisrückgängen bei Wohnimmobilien auf offene Immobilienfonds kam Sonja Knorr, Spezialistin für Immobilienfonds bei Scope, zu dem Ergebnis, dass die Produkte derzeit kaum durch Korrekturen der Preisniveaus belastet werden. Darüber berichtete die FAZ. Zwar gebe es Märkte, die langfristig von Abwertungspotenzialen betroffen seien, dabei handele es sich allerdings um Gewerbeimmobilien, die durch Homeoffice beeinflusst würden, sowie zweitklassige Lagen und Nachhaltigkeitsprofile. Die in Immobilienfonds dominanten Core-Immobilien, bei denen es sich häufig um Büroimmobilien in urbanen Lagen handelt, seien stabil und weniger von Preisrückgängen betroffen. Dennoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Fonds vorübergehend geschlossen werden müssen. Zumindest in diesem Jahr sollen dem Artikel zufolge die Mittelzuflüsse aber definitiv positiv bleiben: 1,31 Milliarden Euro zusätzliches Anlagevolumen bis einschließlich August meldete der Fondsverband BVI – viel, aber deutlich weniger als die 4,72 Milliarden Euro des Vorjahres. Zudem gab der BVI an, dass der Anteil von einem Prozent Wohnimmobilien in offenen Immobilienfonds im Jahr 2006 bis 2023 auf zehn Prozent angewachsen ist. Knorr bringt das mit dem Trend zum Homeoffice in Verbindung, der zu einem sinkenden Bedarf an Büroflächen führe: Der Fokus liege auf weniger, aber hochwertigeren Flächen. Bei Einzelhandelsimmobilien rechne Scope mit weiteren Mietpreisreduzierungen und -ausfällen durch ausbleibendes Shopping. Ohnehin würden Bewertungsverzögerungen durch gutachterliche Überprüfungen zu Preisunschärfen führen, die negative Bewertungseffekte oder steigende Mieten nicht immer zeitnah widerspiegeln würden, weshalb mit sinkenden Renditen zu rechnen sei. Dennoch komme Scope zu dem Schluss, dass Immobilienfonds trotz der gesunkenen Attraktivität gegenüber Anleihen einen Beitrag zur Diversifikation leisten können.

Kommentar von Dirk Hasselbring

Es deckt sich mit den Ergebnissen anderer Erhebungen und unseren Erfahrungen in der tagtäglichen Praxis: Wohnen spielt in Immobilienfonds eine immer größere Rolle. Professionelle Fondsmanager haben die Attraktivität der Assetklasse Wohnen erkannt und bauen die Allokation kontinuierlich weiter aus. Das stützt die Preisentwicklung und ist nicht zuletzt aufgrund des Charakters des „Stabilitätsankers Wohnen“ eine gute Nachricht für Anleger. Privatanleger haben zu Recht Vertrauen in den deutschen Wohnimmobilienmarkt und Immobilienfonds sind eine vielschichtige Möglichkeit, über das Eigenheim hinaus diversifiziert in Immobilien zu investieren. Perspektivisch gilt es natürlich, ein Auge auf die Mittelzuflüsse zu behalten, doch wir stimmen Scope zu, dass keine Wiederholung von 2008/2009 droht.

Geschäftsführer
d.i.i. Investment GmbH